| | aktuelle Projekte:
1. WIR BERLINER
2. 80 TAGE
4. ABOUT THE SOUL
| | Synopsis: von Izabela Plucinska · Kornel Miglus · Maciej Gutkowski Kant - der Che Guevara der Philosophie - war zu seinen Lebzeiten das Gegenteil eines revolutionären Geistes. Sein gesamtes Leben verbrachte er im provinziellen Königsberg und lehrte an der dortigen Universität. Er ging pünktlich um zweiundzwanzig Uhr schlafen und stand Punkt fünf Uhr auf, geweckt von seinem Bediensteten: ”Es ist Zeit!” Die Königsberger konnten nach seinem täglichen Spaziergang um 14 Uhr ihre Uhr stellen. Es gibt kaum etwas, dass das Konstante und Gutmütige in der Welt mehr bestätigen würde, als der Anblick eines jahrzehntenlang spazierenden Kant. Zwei vielleicht sogar drei Generationen sind mit diesem aufmunternden Anblick aufgewachsen. Gleichzeitig ist Kants bis zur Schmerzgrenze geordnetes Leben eine Metapher auf den Triumph des Verstandes über der Natur, die Übermacht des Willens über der Psyche. Vielleicht hatte der Professor deswegen Angst vor der Nacht, als er in sein Tagebuch schrieb: ”sich vor bösen Träumen hüten”?
Die Errungenschaften Immanuel Kants in der Philosophie werden wegen der revolutionären Methode des kritischen Denkens, der er sich bediente, oft mit der Revolution eines Kopernikus verglichen. Sie erstickte alle Spekulationen über mögliche vernunftbasierte Belege für die Existenz Gottes und damit die Möglichkeiten, die moralische Weltordnung mit übernatürlichen Faktoren zu begründen. Zweihundert Jahre nach Kants Tod, zwei Weltkriegen, der Atombombe und dem Holocaust unterlag die Welt einer totalen Entzauberung und einer Transformation, als würde sie Kants Schlussfolgerungen bestätigen wollen.
Jeder denkende Mensch, der Vorwürfe gegen seine eigene Weltanschauung erhebt, kommt nicht umher, vier Fragen zu beantworten, die Kant der Menschheit stellte: 1. Was ist der Mensch? 2. Was kann ich wissen? 3. Womit kann ich rechnen? 4. Was soll ich tun? Kants Leben bildet als Gegenüberstellung mit dem Leben eines modernen Menschen der globalisierten, vernetzten Menschheit eine ästhetische Parabel und eine Gelegenheit, um an die vier berühmten Fragen zu erinnern. Die Fragen wird der Herr Professor selbst stellen, während er durch Königsberg spaziert, dass als animierte Knetmassekulisse wiederaufleben wird. Antworten werden zeitgenössische Denker vor einer Reporterkamera geben. | | Die filmische Umsetzung
Die Grundstruktur des Films bildet eine animierte Welt aus Knetmasse mit in Erzählform dargestellten Episoden aus Kants Leben. Es ist eine nahezu mythische Märchenwelt, die unsere Sehnsüchte ebenso weckt, wie der Moment am Heiligabend, als die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum lagen. Die Hauptmotive des Films sind Kants Zimmer mit einem Portrait von J.B. Rousseau an der Wand und der Aussicht auf das alte Schloss, Feste mit Freunden, Vorlesungen an der Universität und die rituellen Spaziergänge durch die Straßen von Königsberg. Kant wird während seiner Wanderungen mit einem Spazierstock durch die Lindenalleen Zeuge zahlreicher wundervoller Ereignisse - er wird diese sicherlich mit dem Zuschauer teilen wollen.
Der Film beginnt und endet mit dem sakramentalen ”Es ist Zeit” als metaphorischem Weckruf nicht nur für den Professor. Die Geschichte besteht aus vier Episoden, von denen jede auf eine der bekannten Fragen hinausläft.
Die Animationsstruktur wird von mehreren Dutzend Mini-Interviews mit lebenden Philosophen unterbrochen, darunter Berühmtheiten der institutionellen Philosophie wie z.B. Habermas, Sloterdijk, Thich Nhat Hanh oder _i_ek, aber auch weniger bekannte Denker mit ausgeprägter medialer Persönlichkeit.
| |